Mittwoch, 20. Oktober 2010, 20 Uhr
Ort: Haus der Donau, Kronengasse 4/3, 89073 Ulm
Mit seinem neuen Buch „Im Wald der Metropolen“ hat Karl-Markus Gaus eine europäische Kulturgeschichte geschrieben, die gleichzeitig zu seiner eigenen Lebensreise wird. Über 13 Stationen führt er uns kreuz und quer durch Europa von Burgund bis nach Istanbul und von Thüringen nach Griechenland. Bei seinen Reisen interessiert ihn das Unbekannte, das Vergessene und das Totgeschwiegene. Dabei eröffnet er dem Leser einen Kontinent, den wir bisher so nicht kannten. Er nennt seine Erfahrungen auch Abirrung, da hin und wieder der Reiseeindruck dem Angelesenen widerspricht. Wenn er in Brünn oder Wien, im Niemandsland zwischen kroatischer und serbischer Grenze oder mitten in Bukarest dem Leben von Schriftstellern, Freiheitskämpfern oder anderer vergessener Geistesgrößen nachreist, entsteht so etwas wie ein Gegenentwurf zu dem Bild, das wir normalerweise von Europa haben. Dabei ist es verblüffend wie tiefgründig und genau Gauß recherchiert und – wer soll es dem Österreicher verdenken – dabei blickt aus dem „Wald der Metropolen“ ein wenig die untergegangene Donaumonarchie. Das „Untergehende“ und die Ränder sind die Leitthemen seiner vergangenen Veröffentlichungen. Mit seinem neuen Buch stellt er diese in einen gesamteuropäischen Kontext.
Wer dieses Buch liest, erfährt aber auch von dem Privatgelehrten, wie sich Gauß selbst bezeichnet. Auf dieser Lebensreise hat er seine Depression überwunden, die sich am besten mit Selbstironie behandeln lässt. Dabei drängt sich der Autor mit keiner Zeile in den Vordergrund, er zeigt nur wie sich ein Reisender als unerschöpflicher Erzähler selbst im Laufe der Jahre verändert. Zeichnungen zu seinem Buch „Die Donau hinab“ (2009) sind übrigens in einer Ausstellung vom 05.11. – 25.11. im Künstlerhaus Ulm zu sehen. Der an der Donau lebende Grafiker und Zeichner Christian Thanhäuser hat dieses Buch zu einem „bibliophilen Werk“ gemacht (Rheinischer Merkur). Eröffnung: Do. 04.11. um 19 Uhr
Eintritt: 7,-/erm. 5,-